Veranstaltungsort:  

Adresse:
Tumbelenstrasse 6, 8330 Pfäffikon

  • Marc Amacher
    25. Januar 2020
    20:00 - 21:30
    Türöffnung jeweils 1 Stunde vor Eventstart
    Gesamte verbleibende Plätze: 185
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Marc Amacher

Roadhouse. Laut Wörterbuch steht hinter dem Begriff schlicht „ein Wirtshaus oder eine Raststätte an der Landstraße“. Doch für Bluesfans hat das Wort eine tiefere Bedeutung: Darunter versteht man eine eher rowdyhafte Spelunke, in der wild getanzt, ausgiebig gebechert und laut und heftig musiziert wird. Mit seiner neuen LP Roadhouse nimmt Bluesrocker Marc Amacher den Hörer mit in diese hemmungslose Welt, wo alles erlaubt ist und Regeln nur da sind, um gebrochen zu werden. Das höchst explosive Album ist fest in der Bluestradition verankert, steht aber gleichzeitig für einen Musiker, der gerne die Grenzen des Genres auslotet. Amacher wächst inmitten von Bergen und Seen im Feriendorf Brienz im Berner Oberland auf – also nicht gerade in der Wiege des Blues. Wie zigtausende andere Gitarristen kommt er über Helden wie Eric Clapton und Stevie Ray Vaughan zum Blues, bevor er sich intensiv mit der reichen Bluesgeschichte beschäftigt. In der Musik steckt etwas, das ihn tief im Inneren berührt. „Ich weiß nicht, ob man zum Blues kommt oder ob der Blues eher zu einem kommt“, reflektiert der bodenständige Schweizer. Jedenfalls weiß er bereits als Jugendlicher, dass der Blues für ihn immer eine große Rolle spielen wird. „Die Musik war mein Anker. Sie hat mich unterstützt und geholfen, durchs Leben zu kommen.“

Bis vor einigen Jahren bleibt Amacher außerhalb seiner Heimatregion weitgehend unbekannt. Das ändert sich schlagartig mit seinem Vorsingen bei The Voice of Germany im Jahr 2016. „Ich wollte eigentlich gar nicht erst hin“, sagt er über die beliebte TV-Castingshow. Doch der Bluesrocker schafft es bis ins Finale und beeindruckt im Rahmen von gemeinsamen Auftritten mit Weltstars wie Robbie Williams und Alicia Keys mit seiner starken Bühnenpräsenz und soulgetränkten Stimme. „Ich wurde dort viel mehr geschätzt, als ich je erwartet hätte. Zum ersten Mal wurde ich richtig ernst genommen als Musiker.“

Es folgte eine Welle der Aufmerksamkeit und im Frühjahr 2018 die aufwändige Studioproduktion 8 Days. Heute steht Amacher aber wieder da, wo er eigentlich hingehört: Mit einer E-Gitarre in der Hand und einer geilen Band im Rücken. Schon während seiner Zeit bei The Voice weiß der Mittdreißiger, dass er die Glitzerwelt der Popstars hinter sich lassen will. Es soll eine erdige, ungeschliffene Platte her, die seine musikalischen Vorlieben und seinen authentischen Charakter wiederspiegelt. Roadhouse ist dieses Album.

Der Titel Roadhouse passt zum Entstehungsort der Platte: Mit einigen gleichgesinnten Musikern, mit denen er im Rahmen von 8 Days besonders gut harmoniert hatte, kommt Amacher in einer leerstehenden Gaststätte in seinem Geburtsort zusammen. Kurzerhand werden die Räumlichkeiten in ein Tonstudio umwandelt. Dann werden innerhalb von zwei Tagen 17 Titel aufgenommen, wovon 13 auf dem Album erschein-en. Auf dem Livealbum möchte man fast sagen – Roadhouse ist ohne Over Dubs oder sonstigen Studiofirlefanz zustande gekommen. Hier hört man lediglich vier Musiker, die sich gegenseitig hochschaukeln und eine dynamische Musik in der Schnittmenge zwischen Blues und Rock kreieren. Trotz einigen Titelüberschneidungen mit dem Vorgänger 8 Days sind die beiden Platten wie Tag und Nacht.

„Es ist schwer zu sagen, ob die Produktion zu poppig war, aber man hat damals schon viel Wert daraufgelegt, dass sie im Radio funktioniert. Das war mir ein bisschen fremd“, schaut Amacher auf 8 Days zurück. Diesmal konnte er das ganze Projekt nach seinen eigenen Vorstellungen ausführen. Im Vordergrund dieser Vision stehen druckvolle, gradlinige Rhythmen und die wummernde E-Gitarre des Frontmans. Dazu sagt er: „Ich wollte nie der schnellste Gitarrist sein oder derjenige, der ein Stück am besten 1:1 nachspielen kann. Ich war immer auf der Suche nach Eigenständigkeit.“ In dem er vielerlei Einflüsse in seine Songs rein fließen lässt – von John Lee Hooker und R.L. Burnside über Jack White bis hin zu Motörhead oder AC/DC – erreicht er dieses Ziel. Ob mit dem Bo Diddley-trifft-Hardrock-Power von „Open Window“ oder seinen recht abenteuerlichen Interpretationen von den Klassikern „Smokestack Lightning“ und „Death Letter“ – Amacher spielt den Blues gerne mal anders. Ebenfalls drückt er mit seiner markant kratzigen Stimme (die den Vergleich mit Joe Cocker häufig mit sich zieht) seinen Stempel auf Roadhouse. „Die Art und Weise, wie ich singe, ergab sich einfach so. Ob ich jetzt heiser bin oder nicht heiser – das ist mir irgendwie alles egal“, lacht er. In der musikalischen Welt von Marc Amacher gibt es eigentlich nur eine Bedingung: Die totale Hingabe. Von seinen Bandmitgliedern verlangt er, dass sie stets wachsam sind und immer alles geben. „Sie sollen bei der Sache bleiben, schauen, was passiert, zuhören, auf den Moment eingehen.“ Konzertbesucher möchte er am liebsten von ihrer Technikabhängigkeit befreien. „Ich finde es schade, dass die Leute mit ihren Handys Selfies und Videos machen, anstatt, dass sie beim Konzert voll dabei sind.“ Mit Roadhouse ist er seinen sehr hohen Ansprüchen – auch an sich selbst – gerecht geworden. Der aufstrebende Stern am Bluesrock-Himmel hält nichts zurück und liefert ein Album, das die pure Kraft des Blues absolut überzeugend vermittelt.